Braunkopfpapagei | (Poicephalus cryptoxanthus) |
Der Braunkopfpapagei |
Autor: Werner Lantermann Alle Texte und Fotos sind Eigentum der jeweiligen Autoren und dürfen nur mit deren Genehmigung veröffentlicht werden. |
|
Einleitung Der Braunkopfpapagei (Poicephalus cryptoxanthus) gehört zu den 9 Arten der afrikanischen Langflügelpapageien, die nach heutiger Systematik in zwei Untergattungen geteilt werden. Die erste besteht aus den drei größeren Formen: Kappapagei (P. robustus), Kongopapagei (P. gulielmi) und Gelbkopfpapagei (P. flavifrons). Die zweite Gruppe, zu der auch der Braunkopfpapagei gehört, bildet eine Superspecies, bestehend aus sechs Arten, zu denen auch die bekannten Mohrenkopf- (P. senegalus) und Goldbugpapageien (P. meyeri) gerechnet werden (FORSHAW 1989, JUNIPER & PARR 1998). Systematik Der Braunkopfpapagei gehört zur Poicephalus-meyeri-Superspecies, die sechs nahe verwandte Arten (P. meyeri, senegalus, crassus, rufiventris, rueppellii, cryptoxanthus) umfasst, die in Aussehen, Größe und Verhalten sehr ähnlich sind (FORSHAW 1989, JUNIPER & PARR 1998). Für den Braunkopfpapagei werden bis zu drei Unterarten (cryptoxanthus, tanganyikae, zanzibaricus) unterschieden (BOWEN 1930, 1932, CLANCEY 1977, FORSHAW 1989), wobei die neuere Literatur die Art heute in zwei Unterarten unterteilt (JUNIPER & PARR 1998) oder als monotypisch betrachtet (ZIMMERMAN et al. 1996). Die früher auf den ostafrikanischen Inseln Sansibar und Pemba verbreitete Form, die man aufgrund größerer Körpermaße damals der Unterart zanzibaricus zuordnete, gilt nach CLANCEY (1977) heute als ausgestorben. Man rechnet die heute noch auf Pemba vorkommenden Braunkopfpapageien zur Unterart tanganyikae und nimmt an, dass es sich dabei um eingewanderte Vögel von der Festlandpopulation handelt (CLANCEY 1977, FRY et al. 1988). Verbreitung Das Verbreitungsgebiet auf dem afrikanischen Festland erstreckt sich in einem breiten Streifen vom Nordosten Südafrikas (Swasiland, Zululand, Transvaal) über Südost-Zimbabwe, Mozambique und Süd-Malawi nordwärts bis Ost-Tansania (einschließlich Pemba, früher auch Sansibar) und zum äußersten Südosten Kenias (JUNIPER & PARR 1998). Die größte Population scheint derzeit noch im südafrikanischen Krüger-Nationalpark vorzukommen (WILKINSON 1998-1999). Freileben Da der Braunkopfpapagei ein recht großes Verbreitungsgebiet mit unterschiedlichen Lebensräumen bewohnt, sind seine Lebensgewohnheiten im Freiland nicht einheitlich zu beschreiben. In der Literatur sind demzufolge unterschiedliche Angaben über sein Verhalten, seine Nahrung und seine Brutgewohnheiten zu finden. Der Braunkopfpapagei kommt vor allem in savannen- und waldartigen Landstrichen und im trockenen, küstennahen Busch- und Waldland vor. Seltener wird er auch an Flußufern, in Mangrovenwäldern und Kokosnußplantagen angetroffen (ZIMMERMAN et al. 1996). Seine Vertikalverbreitung liegt in der Regel unterhalb von 1200 m. Braunkopfpapageien leben in kleinen Gruppen von bis zu 12 Vögeln, in Zeiten ausreichenden Nahrungsangebotes schließen sich auch bis zu 50 Vögel zu kleinen Schwärmen zusammen. Manchmal vermischen sich Braunkopfpapageien mit Kappapageien (Poicephalus robustus) und Grüntauben (Treron australis). Die Nahrung umfasst vor allem Feigen, Beeren, die fetthaltigen Samen des Baobabs (Adansonia digitata), Blüten der Kokospalme und verschiedene andere Samen, darüber hinaus auch Mais und Getreide in den Anbaugebieten, wo er mancherorts als Pestvogel verfolgt wird. Er brütet in Baumhöhlungen, oft ausgedienten Spechthöhlen, in 5-10 m über dem Boden. Die Brutzeit liegt zwischen April und Oktober. Das Gelege umfasst 2-3 weiße, rundliche Eier (JUNIPER & PARR 1998). Status im Freiland Lange Zeit galten die Populationen des Braunkopfpapageien als stabil und insgesamt gesehen nicht als bedroht (COLLAR 1998). Mittlerweile wirken sich mancherorts aber die Fragmentierung und Vernichtung der Lebensräume sowie der Vogelhandel negativ auf die Bestände aus und führen zu lokalen Rückgängen. TAYLOR, der derzeit an Braunkopfpapageien im südlichen Afrika arbeitet, betrachtet die Art heute in Teilen ihres früheren Lebensraumes in Südafrika und Mozambique als ausgestorben. Lediglich die Population im Krüger-Nationalpark gilt als stabil (in WILKINSON 1998-1999, vgl. LEPPERHOFF 1997). - Im internationalen Artenschutz wird der Braunkopfpapagei, wie alle Langflügelpapageien, im CITES-Anhang II geführt und unterliegt damit gewissen Handelsbeschränkungen. Status in Menschenobhut Die ersten Braunkopfpapageien in Europa wurden vermutlich 1870 im Londoner Zoo und 1914 im Berliner Zoo gezeigt (WAGENER & LANTERMANN 1990). Danach gelangten lange Zeit nur wenige und meist zufällig importierte Einzelexemplare in den Handel. In der BRD kam es erst ab Mitte der 1980er Jahre wieder zu kleineren Importen (s. u.). Somit war und ist der Braunkopfpapagei nach wie vor relativ selten in Menschenobhut anzutreffen - vermutlich aufgrund der geringen Nachfrage. Dies mag mit seinem schlichten Äußeren und seinem - bei Importvögeln - wenig zugänglichen Wesen zusammenhängen. Die Nachfrage ist heute etwas größer geworden, nachdem die Langflügelpapageien insgesamt mehr in den Blick der Papageienhalter gerückt sind. Der Braunkopfpapagei bleibt allerdings eine Art für spezialisierte Liebhaber und systematische Vogelpark- und Zookollektionen, die vermutlich nie in größerem Umfang nachgefragt werden dürfte - zumindest so lange nicht, wie die Art nicht als bedroht gilt und nicht im CITES-Anhang I geführt wird. Perspektiven Welche Perspektiven ergeben sich nun mittelfristig für den Braunkopfpapagei? - Mit größtem Interesse werden zunächst die Ergebnisse der Freilandstudien von TAYLOR erwartet, die möglicherweise einen tieferen Einblick in Leben, Verhalten und Status des Braunkopfpapageien gewähren werden. Daraus lassen sich dann möglichweise auch Perspektiven für Artenschutzmaßnahmen ableiten. Oft aber sind solche Freilandstudien in mancher Hinsicht recht fragmentarisch - vor allem in Hinblick auf bestimmte Verhaltensdetails. Somit bietet sich als Ergänzung eine Studie an gehaltenen Vögeln an, die unter geeigneten Bedingungen gehalten und beobachtet werden können. In diesem Bereich können auch engagierte Privathalter mitwirken, sofern sie über geräumige, gut ausgestattete Volieren und geeignete Beobachtungsmöglichkeiten verfügen. Literaturverzeichnis BOWEN, W. W. (1930): Geographical variation in Poicephalus fuscicapillus, Proc. Acad. Nat. Sci. Philad. Vol. IXXXII, S. 267-268 BOWEN, W. W. (1932): The name of the East African Brown-headed Parrot (Poicephalus cryptoxanthus), Auk XLIX, S. 86 CLANCEY, P. A. (1977): Variation in and the relationship of the Brownheaded Parrot (Poicephalus cryptoxanthus) in the eastern african lowlands, Bonn. Zool. Beitr. 28, S. 279-291 COLLAR, N. J. (1998): Information and ignorance concerning the world's parrots: an index for twenty-first century research and conservation, Papageienkunde - Parrot Biology 2, S. 201-235 FORSHAW, J. (1998): Parrots of the World, 3rd. ed. , London FRY, C. H. KEITH, S. & E. URBAN (1988): Birds of Africa, Vol. III, London JUNIPER, T. & M. PARR (1998): Parrots - A Guide to the Parrots of the World, Sussex LEPPERHOFF, L. (1997): Beobachtungen von Braunkopfpapageien (Poicephalus cryptoxanthus) im Krüger-Nationalpark in der Provinz Mpumalanga, Südafrika, Papageien 10, S. 312-317 PERRIN, M. (2002): Research Centre for African Parrot Conservation, Homepage:www.unp.ac.za/UNPDepartments/zoo/deparot WAGENER, V. & W. LANTERMANN (1990): Die afrikanischen Großpapageien - Biologie und Haltung, Augsburg WAGNER, R. K. (2001): Unser Mohrenkopfpapagei - Heimvogel-Haltung und Zucht von Langflügelpapageien, Dietzenbach WILKINSON, R. (1998-1999): Der Erhaltungsstatus der afrikanischen Papageien: Eine Bestandsaufnahme für den World Parrot Trust (übers. F. HABET), World Parrot Trust, Cornwall, UK ZIMMERMAN, D. A., D. A. TURNER & D. J. PEARSON (1996): The Birds of Kenya and Northern Tanzania, London Die in diesem Beitrag enthaltenen Texte sind urheberrechtlich geschützt und aus folgenden Veröffentlichungen des Verfassers entnommen: Lantermann, W. (2003): Der Braunkopfpapagei (Poicephalus cryptoxanthus) Neue Erkenntnisse und Einsichten, Gef. Welt 127, H. 9, S. 268-271 Lantermann, W. (2005): Ein Zuchtbuch für den Braunkopfpapagei (Poicephalus cryptoxanthus), VZE-Vogelwelt 50, S. 80-82 Anschrift des Verfassers: Werner Lantermann, Drostenkampstr. 15, 46147 Oberhausen |