Goldbugpapagei | (Poicephalus meyeri) |
Beobachtungen bei der Brut des Goldbugpapageien
(Poicephalus meyeri saturatus) in Menschenobhut* |
Autor: Werner Lantermann Alle Texte und Fotos sind Eigentum der jeweiligen Autoren und dürfen nur mit deren Genehmigung veröffentlicht werden. |
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Einleitung Goldbugpapageien werden seit mehreren Jahrzehnten aus ihrer afrikanischen Heimat importiert und in vielen Ländern der Erde in menschlicher Obhut gehalten. In Europa wurden vermutlich erstmals 1855 Goldbugpapageien im Londoner Zoo gezeigt, nach Deutschland kamen die ersten beiden Tiere 1877 über Frau Hagenbeck anlässlich einer Vogelausstellung in Berlin (DE GRAHL 1969-1974). Nach dem Verlust der deutschenafrikanischen Kolonien und in Verbindung mit dem Ausbruch der Psittakose kamen die Importe nach Deutschland ab Mitte der 1930er Jahre vollständig zum Erliegen (vgl. HOPPE & WELCKE 1990). Erst mit der Neuentwicklung hochwirksamer Antibiotika und der darauf folgenden Lockerung der Quarantänebestimmung sind seit Anfang der 1970er Jahre wieder Importpapageien im Handel. Unter den Langflügelpapageien wurden die nahe verwandten Senegalpapageien gegenüber den Goldbugpapageien deutlich häufiger importiert. Zeitweise wurden aber beide Arten preiswert bei den Händlern angeboten und waren meist die gängigsten "Großpapageien" im Handel. Heute hat sich dieses Bild geändert. Mit dem weltweiten Rückgang der Papageienimporte sind nur noch wenige Arten in großer Zahl im Handel - darunter der Senegalpapagei - derweil der Goldbugpapagei derzeit kaum noch eingeführt wird. Auch die Zuchten verlaufen gegenwärtig noch eher unbefriedigend, so dass die Preise für Goldbugpapageien mittlerweile deutlich in die Höhe gegangen sind. Der Verfasser hat sich im Laufe seiner langjährigen Papageienhaltung immer wieder einmal schwerpunktmäßig mit Langflügelpapageien beschäftigt (vgl. WAGENER & LANTERMANN 1987, LANTERMANN 1990) - in den Jahren 1990-1995 besonders intensiv mit Senegalpapageien (LANTERMANN 1997, 1998). Derzeit werden in der Volierenanlage des Verfassers neben anderen Langflügelpapageien auch zwei Paare Goldbugpapageien gehalten, von denen eines der Nominatform (Poicephalus m. meyeri) und eines vermutlich der Unterart Poicephalus m. saturatus) angehört. Letztere haben 2002 ein Junges aufgezogen, über dessen Aufzucht und Entwicklung im folgenden Beitrag vor allem berichtet werden soll. Zum anderen bringt der Beitrag eine kurze Zusammenfassung des derzeitigen Kenntnisstandes über Goldbugpapageien - in der Hoffnung, dass dadurch bei den engagierten Papageienhaltern das Interesse an diesen Papageien aufrecht erhalten bleibt. Allgemeine Bemerkungen über Goldbugpapageien Der Goldbugpapagei wird innerhalb der Langflügelpapageien-Gattung zur Poicephalus-meyeri-Superspecies gerechnet, zu der weiterhin der Senegalpapagei (P. senegalus), der Rotbauchpapagei (P. rufiventris), der Braunkopfpapagei (P. cryptoxanthus), der Niamniampapagei (P. crassus) und der Rüppellpapageien (P. rueppellii) gehören. Die Unterartenaufteilung des Goldbugpapageien ist nicht unumstritten. Da er ein riesiges Verbreitungsgebiet mit einer Längsausdehnung von mehr als 4000 km und darin sehr unterschiedliche Lebensräume in unterschiedlichen Höhenlagen bewohnt, sind diverse Farbvarianten entstanden, deren Status bislang nicht genau geklärt ist. Üblicherweise werden heute noch sechs Unterarten anerkannt, die sich im Wesentlichen durch die Intensität der Braun- und Grünfärbung des Körpers, die blaue Steißfärbung und die Ausdehnung bzw. das Vorhandensein der gelben Scheitelfärbung unterscheiden. Die hier beschriebenen Unterarten meyeri und saturatus unterscheiden sich hauptsächlich durch die intensivere Gesamtgefiederfärbung mit ausgeprägterem gelbem Stirnband bzw. Stirnflecken bei saturatus gegenüber der Nominatform (JUNIPER & PARR 1998). Der Goldbugpapagei ist in Zentral- und Ostafrika großräumig verbreitet. Sein Verbreitungsgebiet reicht von Nordost-Kamerun und dem südlichen Tschad im Norden südlich bis Transvaal in Südafrika, Namibia im Westen und West-Mozambique im Osten. Es erreicht eine Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 4400 km und eine Ost-West-Ausdehnung von rund 2400 km (HOPPE 2000). Im Hinblick auf die Vertikalverbreitung zeigt sich, dass Goldbugpapageien zwar bevorzugt im Tiefland verbreitet sind, aber zum Beispiel in Simbabwe, Äthiopien und in den äquatorialen Gebieten auch Höhenlagen bis 1250 m und darüber hinaus (bis 2200 m) besiedeln (JUNIPER & PARR 1998). Über sein Freileben ist bislang immer noch recht wenig bekannt. Eine lesenswerte Zusammenfassung des Kenntnisstandes hat HOPPE (2000) kürzlich veröffentlicht, sodass die folgenden Stichworte an dieser Stelle genügen mögen: Mittlerweile weiß man, dass die Art ökologisch weitaus flexibler ist, als man früher dachte (vgl. MACKWORTH-PREAD & GRANT 1962). Die Vögel besiedeln sehr unterschiedliche Lebensräume - sie meiden eigentlich nur geschlossene Feuchtwälder, Halbwüsten und Wüsten, bevorzugen hingegen trockene Gebiete, vor allem Gras- und Buschsavannen, offene Wälder und Galeriewälder, meist in der Nähe von Flussläufen. In Paaren, Familienverbänden und - je nach Nahrungsangebot - auch in Gruppen von bis zu 30 Vögeln durchstreifen sie außerhalb der Brutzeit ihren Lebensraum nach Nahrung. Sie erreichen teilweise eine hohe Fluggeschwindigkeit und halten in der Flugformation eng zusammen. Vermutlich dienen die auffällige Färbung von Flügelbug und Unterflügeldecken sowie ihre markanten Rufe als Kommunikationsmittel während des Fluges. - Ihre Hauptnahrung besteht aus Feigen, harten Samen und Nüssen. Es sind mittlerweile diverse Nahrungspflanzen bekannt, von denen Goldbugpapageien in den unterschiedlichen Lebensräumen ihre Nahrung gewinnen. Gelegentlich wird offenbar auch tierische Zusatznahrung konsumiert. - Zur Fortpflanzungszeit werden die Altvögel ungesellig, sondern sich von der Gruppe ab und besetzen ihre Brutreviere. Gebrütet wird - je nach Verbreitungsgebiet - zu allen Jahreszeiten mit einem gewissen Schwerpunkt von März bis September in den äquatorialen und südlichen Verbreitungsgebieten und von Oktober bis Februar in den nördlichen Gebieten (vgl. HOPPE 2000, vgl. ZIMMERMAN et al. 1996). Der Status des Goldbugpapageien ist nicht genau zu bestimmen, zumal er in manchen Gebieten in Trockenperioden nomadisch lebt, in anderen resident vorkommt, aber lokale Wanderungen unternimmt. Von einigen Gebieten, z. B. Transvaal in Südafrika, werden Rückgänge der Populationen gemeldet, die in der Regel auf Habitat-Zerstörungen zurückgeführt werden (JUNIPER & PARR 1998). Insgesamt gilt die Art jedoch als häufig bis sehr häufig und wird demzufolge im "Parrot Action Plan" keiner Bedrohungskategorie zugeordnet. Besondere Schutzmaßnahmen werden somit derzeit nicht gefordert - abgesehen von der Empfehlung vorsorglicher Freilandstudien zur Klärung ökologischer Parameter (LAMBERT et al.1992, vgl. WILKINSON 1998-1999). Solche grundlegenden Studien sind gerade durch das Research Centre for African Parrot Conservation in Natal / Pietermaritzburg /Südafrika eingeleitet worden (MIKE PERRIN, ww.unp.ac.za). Das Importgeschehen für die Bundesrepublik Deutschland ist über die Jahresstatistiken des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit nachvollziehbar. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass der Goldbugpapagei neben dem Senegalpapagei die zweithöchste Importquote unter den Langflügelpapageien hat. Demnach wurden zwischen 1984 und 1996 insgesamt 5813 Goldbugpapageien legal in den bundesdeutschen Handel gebracht, durchschnittlich also 447 Vögel im Jahr mit der Höchstquote im Jahre 1990 (886 Exemplare) und der niedrigsten Quote (7 Exemplare) im Jahre 1996. Ab 1997 sind in dieser Statistik keine differenzierten Importzahlen für die einzelnen Papageienarten mehr angegeben, sondern nur noch Gesamtwerte. Insgesamt sind die Papageienimporte seither aber in deutlichem Maße zurückgegangen. Lediglich Graupapageien (Psittacus erithacus) und Senegalpapageien werden seither nach wie vor in hohen Stückzahlen gehandelt. Bisherige Bruterfolge in Menschenobhut Die erste dokumentierte Zucht des Goldbugpapageien gelang - als europäische Erstzucht - 1966 dem Engländer D. Jones, nachdem 1964 und 1965 zwei Bruten gescheitert waren (JONES 1968). Weitere Zuchten in den Jahren 1967 und 1971 wurden ebenfalls aus England (GREENWAY 1967, FRANKLIN 1972) gemeldet. Die erste Zucht in den USA glückte 1971 bei W. S. Hawkins (HAWKINS 1972), in der Schweiz gelang 1977 bei P. Trump die Erstzucht (TRUMP 1978), in der BRD 1975 bei H. Hülso (HÜLSO 1976) und in der damaligen DDR 1980 gleichzeitig bei M. Gründig (GRÜNDIG 1981) und R. Linke (LINKE 1981). Seither wird der Goldbugpapagei in diversen privaten Zuchtanlagen, Zoologischen Gärten und Vogelparks gelegentlich bzw. teilweise auch regelmäßig gezüchtet und über die Zuchterfahrungen berichtet (z. B. PFEFFER 1994, SIEGFRIED 1997, ANTON 1998). Nach der letzten dem Verfasser vorliegenden Nachzuchtstatistik der AZ, der größten deutschen Vogelhaltervereinigung, wurden 1999 unter den Mitgliedern 15 gehaltene Paare gemeldet, die insgesamt 54 Jungvögel (14 Männchen, 13 Weibchen, 27 Vögel unbekannten Geschlechts) aufgezogen haben, was einem Bruterfolg von 3,6 Jungvögeln pro Paar und Jahr entspricht. Die Meldungen stammten 1999 jedoch nur von 11 % aller Mitglieder, so dass in AZ-Kreisen von einer etwa 8mal höheren Quote ausgegangen wird. Demnach würden also maximal 120 (Brut-)Paare in der BRD und den angrenzenden deutschsprachigen Ländern gehalten. Ob demzufolge eine hochgerechnete Zahl von mehr als 400 nachgezüchteten Jungvögeln pro Jahr als realistisch anzusehen ist, bleibt angesichts der spärlichen Angebote in den Fachzeitschriften letztlich fraglich. Wenn diese Zahl stimmt, wäre damit aber zumindest etwa die durchschnittliche Importquote der Jahre 1984-1996 ( = 447 Tiere) erreicht. Aus der in dieser Statistik ebenfalls angegebenen Geschlechterverteilung (14 Männchen, 13 Weibchen) lässt sich - vorbehaltlich größeren Zahlenmaterials und der wirklich zutreffenden (und nicht nur vermuteten) Geschlechtszugehörigkeit der Tiere - schließen, dass das Geschlechterverhältnis der Jungvögel bei der Geburt ausgewogen (etwa im Verhältnis 1 : 1) ist. Brutverlauf Die Zuchtversuche in der Anlage des Verfassers begannen im Jahre 2000 mit einem ersten Paar Goldbugpapageien, die nach heutigen Kenntnisstand beide der Nominatform angehörten. Dieses Paar vertrug sich auf Anhieb und begann sein Brutgeschäft im Dezember 2000 mit der ersten Ablage eines unbefruchteten Vierergeleges. Im Februar 2001 folgte ein weiteres unbefruchtetes Vierergelege. Im September legten die Vögel erneut, diesmal ein Dreiergelege, von denen zwei Eier befruchtet waren. Mitte Oktober schlüpften daraus zwei Jungvögel, die aber nicht von den Eltern gefüttert wurden und zusammen mit dem dritten unbefruchteten Ei tot aus dem Nistkasten geborgen wurden.- Im Dezember 2001 entflog das Männchen durch Unachtsamkeit der Urlaubsvertretung beim Füttern und konnte auch nicht wieder eingefangen werden. Damit war dieser erfolgreiche Ansatz zum Erliegen gekommen. Die Maße der abgelegten unbefruchteten Eier betrugen 26,9-29,6 mm x 22,6-24,3 mm / Durchschnitt: 27,8 x 23,4 mm (n = 9). Bei der Suche nach einem neuen Männchen wurde bei einem privaten Züchter ein großer starker Vogel, der aufgrund seiner Färbungsmerkmale wahrscheinlich der Unterart saturatus angehört, ausfindig gemacht. Er wurde vorübergehend mit dem "verwitweten" Weibchen vergesellschaftet. In der Zwischenzeit wurde nach weiteren Goldbugpapageien Ausschau gehalten, um die Vögel auf Dauer unterartenrein verpaaren zu können. Es fanden sich zunächst aber nur zwei Weibchen, eines zur Nominatform, eines zur gesuchten Unterart saturatus gehörig. Das neue Männchen hatte nie besonders gut mit dem verbliebenen Weibchen harmoniert. Als nun die beiden neuen Weibchen in die Nachbarvoliere gesetzt wurden, nahm es sofort Kontakte zu dem saturatus-Weibchen auf. Damit fiel die Entscheidung leicht, das vorläufige Paar zu trennen und eine Neuverpaarung der beiden saturatus-Vögel herbeizuführen. Die Harmonie beider Vögel war von Anfang an offensichtlich. Sie saßen eng zusammen, betrieben soziale Gefiederpflege und inspizierten bereits nach wenigen Tagen den bereitgestellten Nistkasten. - Die beiden verbliebenen Weibchen wurden für kurze Zeit miteinander vergesellschaftet, bis sich bald darauf im Tausch ein neues Männchen der Nominatform fand. Auch diese beiden Vögel harmonierten von Anfang an gut miteinander und inspizierten bereits mehrfach den Nistkasten - bislang aber ohne Eiablage. Das Paar der Unterart saturatus legte bereits wenige Woche nach dem Zusammenführen am 25. Februar 2002 sein erstes Ei, nachdem das Weibchen einige Stunden zuvor leichte Anzeichen von Legenot gezeigt und aufgeplustert in der Voliere gesessen hatte. Zwei weitere Eier folgten: eins wurde am 27. Februar ebenfalls in den Nistkasten gelegt, ein drittes am 29. Februar von der Sitzstange auf den Boden, wo es zerbrach und unbeachtet blieb. Am 24. März 2002 schlüpfte der erste und einzige Jungvogel, dessen Existenz sich durch ganz feine, kaum hörbare Bettelgeräusche offenbarte. Erst am 22. April (Jungvogel 29 Tage alt) wurde die erste Nistkastenkontrolle vorgenommen, bei der sich dann die Vermutung bestätigte, dass es sich um nur ein Junges handelte. Bei dieser Gelegenheit konnte auch erste Fotos gemacht werden. Zur Kontrolle der ordnungsgemäßen Entwicklung des Jungvogels wurden noch weitere drei Kontrollen vorgenommen, und zwar am 30. April (37 Tage alt), am 8. Mai (45 Tage alt) und am 17. Mai (54 Tage alt). Fast immer blieben beide Altvögel bei den Kontrollen in der Nisthöhle und gestatteten kaum einen Blick auf das Junge, so dass es nicht ganz so einfach war, vom jeweiligen Entwicklungsstand auch Fotos herzustellen. Demnach war das Junge bei der ersten Nistkastenkontrolle (im Alter von 29 Tagen) dicht grauweiß bedunt und hatte die Augen vollständig geöffnet (sie öffnen sich laut Literatur mit etwa 14 Tagen). Am 37. Lebenstag waren die Flügel weitgehend befiedert, die blauen Oberschwanzdecken waren wenige Millimeter lang und die ersten Federfluren auf dem Rücken zeichneten sich ab. Am 45. Lebenstag war das Junge auch am übrigen Körper weitgehend befiedert, der gelbe Flügelbug war ausgebildet, die Flügelspitzen und Schwanzfedern hatten aber noch nicht ihre endgültige Länge erreicht. Am 20. Mai verließ der Jungvogel im Alter von 57 Tagen den Nistkasten. Er war vollständig befiedert, glatt, agil, offenbar kerngesund und wenig scheu - ganz im Gegensatz zu anderen Langflügelpapageien-Jungen, die bereits kurz nach dem Ausfliegen äußerst scheu und hektisch durch die Voliere fliegen und sich dabei nicht selten auch Genickbrüche zuziehen (vgl. ANTON 1998). - Die Nestlingszeit scheint - obwohl das Junge als Einzelvogel herangewachsen ist und damit eine längere Nestlingszeit zu erwarten gewesen wäre - durchaus im normalen Bereich zu liegen. GRÜNDIG (1981) gibt 58 Tage, GREENWAY (1967) 8 Wochen als Nestlingszeit an. Auch ist die Aufzucht von nur einem Jungen bei Erstbrütern durchaus nicht ungewöhnlich. Auffallend waren seine kleinen dunklen Knopfaugen mit bräunlicher Iris, die von einem hellen Augenring umgeben waren und dadurch größer wirkten, die insgesamt kleinere Statur, der gegenüber den Altvögeln verhältnismäßig kleine Kopf und die auffällige, von grünbraunen Federchen durchzogene Gelbfärbung des Flügelbugs, die jedoch am Kopf zunächst vollständig fehlte. Nach dem Ausfliegen verbrachte das Junge jede Nacht und viele Stunden des Tages in der Nisthöhle - vielfach auch zusammen mit beiden Altvögeln. Letztere verschwanden fast bei jeder Störung darin, z. B. bei der täglichen Fütterung. Bereits einen Tag nach dem Ausfliegen zeigte sich das Jungtier äußerst bewegungsgewandt. Es wurde z. B. dabei beobachtet, wie es an einem Fuß vor dem Nistkasten hangelte. - Mitte Oktober 2002 wurde der Nistkasten entfernt, so dass die Tiere nun keine direkte Rückzugsmöglichkeit mehr hatten und gezwungen waren, sich an die Anwesenheit eines Pflegers beim Füttern und Säubern zu gewöhnen. Mitte November 2002, im Alter von knapp 8 Monaten, zeigten sich bei dem Jungen bereits erste blassgelbe Federchen am Kopf, die von der Stirn bis zum Scheitel reichen und darauf hindeuteten, dass sich dort mit der Zeit eine ausgeprägte gelbe Kopfplatte entwickeln würde. Die bei den Altvögeln einheitlich graubraun gefärbten Flügeldeckfedern sowie die Arm- und Handschwingen waren beim Jungvogel etwas heller braun und mit grünen Rändern gesäumt. Seine Füße waren gegenüber den Altvögeln deutlich heller gefärbt. Gegenwärtig (im Alter von 15 Monaten) zeigt sich der Jungvogel in etwa gleicher Statur und Größe wie seine Eltern. Er weist einen recht massigen Kopf auf (vermutlich ein Männchen - die Geschlechtsbestimmung steht noch aus), Stirn und Scheitel ziert ein ausgeprägter gelber Gefiederfleck, der unmittelbar am Schnabelansatz beginnt und bis hinter die Augenpartie zum Hinterkopf reicht. Seine Flügelbuge und ein Teil des Flügelrandes sind intensiv gelb gefärbt. Von den Altvögeln unterscheidet ihn jetzt nur noch die verbliebene Grünsäumung der Hand- und Armschwingen sowie die hellere Iris, die sich mittlerweile in ein blasses Rotbraun zu verwandeln beginnt. Der Jungvogel wurde erst Mitte Januar 2003 von den Altvögeln getrennt, die ab Februar wieder ihren Brutkasten bezogen. Das Weibchen blieb beinahe Tag und Nacht darin und kam nur zur Nahrungsaufnahme heraus. Dennoch kam es in der Folge nicht zu einer erfolgreichen Anschlussbrut. Auch wurden bei den Nistkastenkontrollen keine Reste von Eierschalen gefunden, so dass offenbar bislang auch keine Eiablage zu verzeichnen war. Danksagung Herrn D. HOPPE, Esslingen danke ich für die Übersendung seiner Arbeiten über Goldbugpapageien. Frau E. FELDHAAR in Bocholt verdanke ich die damalige Gelegenheit (um 1985), verschiedene Papageien-Jungvögel in ihrer Zuchtanlage zu fotografieren, darunter der in diesem Beitrag abgebildete Goldbugpapagei. Herr Dr. D. S. PETERS gestattete mir vor einigen Jahren, die Poicephalus-Kollektion des Senckenberg -Museums in Frankfurt zu studieren und zu fotografieren. Vielen Dank für die Unterstützung. Literatur ANTON, W. (1998): Haltung und Zucht von Meyers Papageien, Die Voliere 21, S. 12-125 GREENWAY, K. W. (1967): Breeding Meyer's Parrot Poicephalus meyeri, Avic. Mag. 73, S. 175-176 GRÜNDIG, M. (1981): Gelungene Zucht des Goldbugpapageien, Ziergeflügel & Exoten 8, S. 115-116 FRANKLIN, J. (1972): Breeding Meyer's Parrot, Avic. Mag. 78, S. 6 HAWKINS, W. S. (1972): Meyer's Parrot Poicephalus m. meyeri, Avic. Mag. 78, S. 85-87 HOPPE, D. (2000): Der Goldbugpapagei, Papageien 13, S. 60-62, 100-105 HOPPE, D. (o. J. ) Poicephalus meyeri - Goldbugpapagei, unveröff. MS HÜLSO, H. (1976): Zucht von Meyer's oder Goldbugpapageien Poicephalus meyeri meyeri, AZ-Nachrichten 1976, S. 102-103 JUNIPER, T. & M. PARR (1998): Parrots. A Guide to the Parrots of the World, Sussex LAMBERT, F., R. WIRTH, U. S. SEAL, J. B. THOMSEN & S. ELLIS-JOSEPH (1992): Parrots. An Action Plan for their Conservation 1993-1998, Draft 2, BirdLife, IUCN et al. LINKE, R. (1981): Zuchtbericht über Goldbugpapageien, Ziergflügel & Exoten 9, S. 67-68 MACKWORTH-PREAD, C. W. & C. H. B. GRANT (1962): Birds of the southern Third of Africa. African Handbook of Birds, ser. 2, Vol. I, London PFEFFER, F. (1994): Goldbugpapageien, Gef. Welt 118, S. 238-237 SIEGFRIED, F. (1997): Zucht von Goldbugpapageien, AZ-Nachrichten 1997, S. 184-185 TRUMP, P. (1978): Erfolgsbericht ober Meyer's Goldbugpapageien, Gef. Freund 1,. S. 17-19 WILKINSON, R. (1998-1999): Der Erhaltungsstatus der afrikanischen Papageien: Eine Bestandsaufnahme für den World Parrot Trust (übers. F. HABET), World Parrot Trust, Cornwall, UK ZIMMERMAN, D. A., D. A. TURNER & D. J. PEARSON (1996): Birds of Kenya and northern Tanzania, London * Der in diesem Beitrag enthaltene Text ist urheberrechtlich geschützt und aus folgender Veröffentlichung des Verfassers entnommen: LANTERMANN, W. (2004): Beobachtungen bei der Brut des Goldbugpapageien (Poicephalus meyeri saturatus) in Menschenobhut, Gef. Welt 128, H. 7, S. 202-205 Anschrift des Verfassers: Werner Lantermann, Drostenkampstr. 15, D. 46147 Oberhausen |