Kongopapagei | (Poicephalus gulielmi) |
Ernährung: |
Autor: Hans Troiza. Alle Texte und Fotos sind Eigentum der jeweiligen Autoren und dürfen nur mit deren Genehmigung veröffentlicht werden. |
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Da sich Kongopapageien in der Natur sehr gehaltvoll
(Arndt: Samen, Nüsse, Beeren, Oliven, Ölpalmfrüchte, Blüten und Insekten)
ernähren, erhalten meine Kongopapageien ebenfalls fetthaltiges Futter.
Bei genügend Bewegungsfreiheit war das bisher nie ein Nachteil im Hinblick auf Befruchtung oder Fettleibigkeit. Ernährung ist eines der am meisten diskutierten Themen unter den Zuchtfreunden. So sehe ich mich gefordert den Artikel Ernährung in überarbeiteter Form vorzustellen. Die erwähnten 40 % Sonnenblumenkerne in meiner Fütterung der Kongopapageien müssen also näher beleuchtet werden. Weil davon die Hälfte vorgekeimt verfüttert und somit inhaltlich völlig verändert ist, werden manche Leser beruhigt sein. Durch die eigene Körnerzusammenstellung habe ich dazu den Vorteil Sonnenblumenkerne nicht jeden Tag neu zu füttern. Kongopapageien scharren nicht im Futternapf, deshalb genügt am ersten Abend das Abblasen der Spelzen. Sie haben inzwischen gelernt, dass ein Anheben und Fallenlassen des Edelstahlschüsselchens entweder neue Körnchen nach oben bringt oder der Pfleger durch den Krach erscheint. Jetzt ist Kardisaat, Mariendistel, Kiefernsamen und anderes erreichbar. In die Futterschale gebe ich zeitweise auch ein Mineralstoffgemisch obenauf. Das reduziert ebenfalls die vorrangige Aufnahme der beliebtesten Kerne, weil der Geruch des Mittels den Vögeln unangenehm erscheint. Nun wird auch die zweite Schale mit Hafer Weizen, Glanz, Leinsamen, Wellensittichfutter mit zusätzlich roter Kolbenhirse, Japanhirse, Silberhirse bis hin zum Mohnsamen eifrig besucht. Am wenigsten beliebt sind Paddyreis, kleine Bohnen, Gurkenkerne, Hagebuttenkerne und Kürbiskerne. Futterschale Nr. 3 enthält Vorgekeimtes Futter, welches vor dem Verfüttern reichlich mit klarem Wasser durchgespült werden muss. Hirsearten verwende ich hierzu nicht, da diese das Futter schnell säuerlich riechen lassen. Diese Schale wird künftig versuchsweise mit einem Sieb zur besseren Durchlüftung ausgetauscht. Reste werden bereits abends entfernt. Wenn junge Kongopapageien im Kasten sind stelle ich eine vierte Schale auf, in der dann selbst gefertigtes Eifutter gereicht wird. Einmal wie es zubereitet ist, am anderen Tag mit einer Prise Vitamin-Kalkpräparat vermischt, am nächsten Tag mit einer Prise Lactobazillen und Verdauungsenzymen versetzt. Am folgenden Tag ein in klares Wasser getauchtes und halbiertes Brötchen. Die weiche Krume wird vom Zuchtpaar gern an die Jungen verfüttert. Obst, Gemüse und Grünfutter gebe ich in der frostfreien Zeit in einem keilförmigen, dreiseitigen Anhängekörbchen an der Außenvoliere. Hier wird jeder genügend Einfälle haben, um abwechslungsreiches, vitaminhaltiges und den Vögeln zuträgliches Futter zu verabreichen. Das Anhängegitterchen bietet den Vorteil einer langen Beschäftigung. Die Verschleppung des Futters bleibt auf einen leicht zu kontrollierenden Platz beschränkt. Leicht verderbliches Obst behält man im Vorübergehen im Auge. In der Zeit, wenn halbreifer Mais oder Sonnenblumen aufgespießt gegeben werden, muss man anwesend sein damit heruntergefallene Spelzen und Fruchtkörper schnell wieder entfernt werden können. Die Schimmelgefahr ist bei schwülwarmem Gewitterwetter besonders groß. Aus dem gleichen Grund gibt es Körnerfutter nur im trockenen Innenraum. Kochfutter verwende ich nicht, weil es leicht säuert. Schalen und Spelzen sind auch in gekochtem Zustand Rohfaser, die den Papageien wegen fehlender Blinddärme nicht zuträglich ist. Kongopapageien halten sich wenig auf dem Volierenboden auf. Sie holen sich höchstens aus dem sandigen Teil zur Verdauung nötige Körnchen oder ein größeres Kieselchen zur Beschäftigung. Der begrünte Teil wird kaum beachtet. So kommt es, dass Vogelmiere, Löwenzahn, Kresse und andere Pflanzen zur Dekoration der Voliere beitragen. Kleine Ebereschen und andere Bäumchen werden allerdings irgendwann im oberen Teil abgezwickt wenn sie zu hoch wachsen. Kalkpräparate und Gritsteine kann man ganzjährig anbieten. Sie sind wichtig für den Kalziumhaushalt, die Eiablage sowie für die gesunde Entwicklung der Jungvögel. Enthaltene Spurenelemente werden zwar dringend in geringer Menge gebraucht, können aber nicht im Vogelkörper bevorratet werden. Multivitaminpräparate sind nur im Winter sinnvoll. Ich verwende sie zu dieser Zeit nur in ganz geringer Dosis im Trinkwasser, welches bei zu hoher Gabe verschmäht wird. Mit zu hohen Dosen kann man mehr Schaden als Nutzen anrichten. Nicht zum ständigen Futterangebot gehören bei mir Hanf und Nüsse. Hanf bekommt ein abgemagertes Tier, ein nicht zu fettes Männchen um es in Balzstimmung zu bringen, sehr kalt gehaltene Vögel wenn noch kältere Nächte angesagt sind oder um Jungvögel die nicht gut fressen auf ein bestimmtes Gewicht zu bringen. Walnuss, Erdnuss, Macadamianuss im Wechsel wöchentlich etwa die Masse einer halben Walnuss. Zirbelnüsse etwas öfter auch um die Vögel ans Gitter zu locken. Nüsse werden vorher geknackt und geprüft. Eigentlich unterziehe ich ja jedes Futter einer Sicht-Geruchs-Geschmacks oder Keimprüfung. Anbieter von teurem „fast klinisch reinem“ Futter haben mit Sicherheit auch nicht unter die Schale jedes Futterkorns mit dem Mikroskop geschaut. Die Zusammenstellung eigenen Futters erlaubt kleine Unterschiede bei verschiedenen Arten, sowie eine schnelle Anpassung bei bevorzugten Futtersorten während der Aufzucht. Wichtig ist seine Vögel gut zu beobachten, sie bei passender Gelegenheit (Ringkontrolle, Wurmkur oder anderen Anlässen) auf den körperlichen und gesundheitlichen Zustand zu begutachten und mit der Fütterung zu reagieren. Fest steht, man kann einen Vogel schneller fett füttern als abnehmen lassen. Die fehlende Gallenblase beim Papagei verhindert den schnelleren Fettabbau. Ein guter Fresser, der an Bewegungsfreiheit leidet, wird von jedem Futtermittel fett, weil die Leber die überschüssigen Kohlenhydrate, die der Vogel nicht verbrannt hat, als Fettreserve zwischen dem Darm oder unter der Haut ablagert. Ein gut genährter Kongopapagei ist mir lieber, hat er doch im Krankheitsfall etwas zuzusetzen. Der Beitrag stellt in etwa dar, wie ich meine Langflügelpapageien mit Erfolg ernähre. Erfahrungsaustausch und Selbststudium bringen uns alle zum Wohle unserer Papageien ständig voran und es führen auch verschiedene Wege ans Ziel. |