Kongopapagei (Poicephalus gulielmi) | |
Wissenswertes über Reichenow's Kongopapageien Poicephalus gulielmi massaicus (Fischer und Reichenow 1884) |
Autor: Hans Troiza. Alle Texte und Fotos sind Eigentum der jeweiligen Autoren und dürfen nur mit deren Genehmigung veröffentlicht werden. |
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Dieser Bericht soll die vorangegangenen Beiträge ergänzen und Wiederholungen vermeiden. Im Wesen sind Reichenow's Kongopapageien liebenswürdige Vögel, denen man schon auf Grund ihrer Unkompliziertheit und Robustheit eine weitere Verbreitung bei Vogelliebhabern wünscht. Sie fliegen lieber als zu klettern. Junge P.g.mass. sind ängstlich solange sie im Nistkasten sind. Dort schreien sie bei jeder Kontrolle sowie beim Wiegen fürchterlich. Nach dem Absetzen von den Vogeleltern werden sie aber schnell zutraulich und nehmen bald einen Leckerbissen, wie Walnuss oder Zirbelnuss, durch den Maschendraht ab. Trotz enormer Schnabelkraft, sie beißen empfindlich durch Handschuhe, sind es keine Zerstörer. Zweige von Obstbäumen oder Weiden sind erforderlich, wenn man dünnere Sitzhölzer nicht zu oft auswechseln will. Am Boden sind sie selten zu sehen, holen sich aber gern einen Kiesel aus dem sandigen Teil. Der begrünte Teil wird kaum beachtet. Die Stimme ist bei P.g.mass. lauter als die der Nominatform P.g.gul. Besonders morgens und abends kann eine kleine Gruppe schon etwas lästig sein. Wenn es dazu noch Nieselregen gibt, sind sie besonders rege, denn sie baden gern. Während man andere Vögel mit einer Blumenspritze leicht in den Innenraum dirigieren kann, wie z. Bsp. P.g.gul. , lassen sich die Reichenow's Kongopapageien an warmen Tagen gern regelrecht durchnässen. Um das laute Treiben an Sonn -und Feiertagen vorzeitig zu beenden, muss ich die Voliere betreten. Sie haben schnell gelernt was der in Richtung Einflug ausgestreckte Arm bedeutet. Tags hört man P.g.mass. nicht, selbst die Mittagsruhe ist ihnen heilig. Während einer Ruhephase im Innenraum konnte ich bei mehreren Jungvögeln eine mit geschlossenem Schnabel vorgetragene Lautfolge hören. Zum Aussehen der P.g.mass. sei hier kurz angemerkt, dass ausgefärbte Vögel an sehr hellen, sonnigen Tagen ein glänzendes Gefieder mit veränderten Farben zeigen. An trüben und dunkleren Tagen fehlt der Glanz und sie sehen einfach grün aus. Zuchtreife mit Sicherheit nicht unter 3 Jahren. Brutstimmung adulter Paare ist das ganze Jahr über möglich. Zwei Bruten sind ganz normal. Das Weibchen füttert die Jungen noch lange mit. So vergeht Zeit und das Weibchen wird etwas geschont. Es versucht seine Auszeit selbst zu bestimmen und entzieht sich dem Männchen. Der Züchter bemerkt eine plötzliche Disharmonie des Paares. Jetzt geht das Männchen sehr ruppig mit seinem Weibchen um. Im schlimmsten Fall sucht sie den Boden auf damit er endlich Ruhe gibt. Deshalb sollte einem adulten Männchen kein unreifes Weibchen zugeteilt werden. Wenn dann noch ein Nistkasten vorhanden ist, muss das junge Weibchen ständige Belästigungen bis zu Misshandlungen ertragen. Besser man bringt es bis zur Geschlechtsreife in einer verträglichen Gesellschaft unter. Bei mir bezogen P.g.mass. eine zu große Nisthilfe, die ursprünglich für Edelpapageien gedacht war. Reichlich eingestreute feine Holzschnitzel wurden Anfangs Richtung Kontrolltür befördert. Die Küken sitzen bei kühlem Wetter eng aneinandergedrängt. Bei Hitze verstreut in allen Ecken des großen Kastens. Reichenow's Kongopapageien zeigen keine großartigen Balzrituale. Die Kopulation findet meist an gleicher Stelle im Außenbereich bis zu 4 Min. statt. Dabei hört man nur vom Männchen eigenartige Geräusche. Als Hauptbrutzeit betrachte ich Juli bis Februar. In dem Zeitraum sind alle Eier befruchtet. Es werden bis 4 Eier mit der Größe 35 mm mal 28,5mm gelegt. Bei der ersten Brut blieben die Jungen im Ei stecken. Die zweite Brut schlüpfte, wurde aber nicht angefüttert. Seither funktioniert die Aufzucht nach einer Brutzeit von 28-29 Tagen problemlos. Das Ausfliegen erfolgt mit 74-76 Tagen. Zu dem Zeitpunkt bleibt die Kontrolltür offen. So hatte ich auch nie ein Problem mit gerupften Jungen. Sie verlassen den Kasten durch das Schlupfloch, wie sie es von den Eltern so oft gesehen haben. Panikflüge gibt es bei ruhigem Umgang nicht. P.g.mass, sind bereits 2 Tage später flugsicher und knacken nach 4 Tagen trockene Sonnenblumenkerne. Kein Wunder, dass es kaum einen Bettellaut gibt. Ich entferne die Jungvögel, sobald das Zuchtmännchen die jungen Männchen bedroht. Ob eine Beißhemmung besteht kann ich nicht einschätzen, denn bisher ging ich lieber auf „Nummer Sicher“. Die ersten orangeroten Federn erscheinen mit etwa 10 Monaten. Ausgefärbt sind sie mit 14 Monaten. Danach verbessert sich nur noch der Glanz des Gefieders. Reichenow's Kongopapageien haben mit 60 Tagen ein durchschnittliches Höchstgewicht von 300 Gramm. Später wiegen sie im Schnitt 270 Gramm. Drängt das Männchen hartnäckig auf eine Zwischenbrut im Mai, so kam bisher immer nur ein Küken. Die restlichen unversehrten Eier bleiben bei mir dann bis etwa 8 Tage nach dem Schlupf des Kükens zu dessen Warmhaltung im Nest. Danach wird täglich ein Ei entfernt. Trotz Mauser im Juli wird der Jungvogel gut versorgt. P.g.mass. sehen auch in der Zeit ständig ordentlich im Gefieder aus. Einzelvögel wachsen schneller werden etwas stärker und sind bei Interessenten besonders beliebt. Zur Ernährung mit ausschließlich Backmischungen sage ich nein! Die Vögel sind damit weniger beschäftigt und sollten auch das Entspelzen der Körner nie verlernen. Auch wenn im Moment wenige eine Chance haben wieder ausgewildert zu werden. Ich stelle mir vor, dass sie auch gern ihre Geschmacksknospen gebrauchen. Ich möchte auch nicht täglich die gleiche, nach wissenschaftlichen Erkenntnissen bereitete, Gesundheitssuppe essen! |
Literatur: Thomas Arndt, Lexikon der Papageien Dr. Hans von Boetticher, Papageien (Die neue Brehm-Bücherei) Auszugsweise aus: Zeitschrift „ Ziergeflügel und Exoten“ Heft 6/2003 Troiza, Reichenows Kongo-Papageien Zeitschrift „Gefiederte Welt“ Ulmer-Verlag, Heft 3/2006 Troiza, Der Kongopapagei und seine Unterarten Zeitschrift „Papageien“ Arndt-Verlag, Heft 1/2004, Troiza, Zucht der Reichenows Kongopapageien |