Senegalpapagei | (Poicephalus senegalus) |
Zucht: |
Autor: Rudolf K. Wagner Alle Texte und Fotos sind Eigentum der jeweiligen Autoren und dürfen nur mit deren Genehmigung veröffentlicht werden. |
Foto: St. Behrens |
Die Zucht von Senegalpapageien und anderen Langflügelpapageien aus Afrika
ist möglich, und die Zahl der Züchter wächst, die sich mit dieser nicht
einfachen Papageien-Gattung auseinander setzen. Aufgrund ihrer Größe sind
Langflügelpapageien viel besser als Graupapageien oder Amazonen geeignet,
in geräumigen Käfigen in unseren Wohnungen gehalten zu werden. Man kann auch
dann noch nicht von artgerechter Unterbringung sprechen, aber bei Gewährung
von Freiflug im Zimmer kann den Langflügelpapageien ein akzeptables Leben
unter den Menschen ermöglicht werden. Senegalpapageien sind als Zuchtvögel in der Regel leise Papageien und können deshalb auch bei nicht allzu kritischen Nachbarn in Außenvolieren mit Schutzraum gehalten werden. Es tut ihnen gut ,den Wechsel von Temperaturen, Witterungsverhältnissen, Sonnenschein und Regen direkt zu erleben. Wer dabei gut beobachtet, stellt bereits nach wenigen Tagen oder Wochen fest, wie schön sich die Vögel draußen entwickeln, dass ihre Federfarben leuchtender werden und schillern, die Augenringe wieder schwarz werden und der Schnabel ohne Hornschuppen glatt und dunkel wird. Ab Anfang September wird das Futter bereits auf Keimfutter umgestellt, das Angebot an Obst und Gemüse deutlich erweitert, denn dann gibt es bereits jungen Mais, frische Hagebutten der Hundsrose und später auch die ersten frischen Walnüsse (so genannte Schälnüsse), die mit Leidenschaft erwartet und vertilgt werden. Meine eigenen Erfahrungen nach langjährigen Frustrationen und Enttäuschungen zeigen, dass Senegalpapageien am liebsten in Zuchtboxen untergebracht sind, wo es nur ein Gitter an der Frontseite gibt. Einerseits war es immer mein Wunsch, meinen Senegalpapageien in einem großen Käfig oder einer Zimmervoliere größere Bewegungsfreiheit zu geben, da ich ihnen kaum Freiflug bieten kann. Andererseits wollte ich von Anfang an auch züchten. Beides ist gleichzeitig nicht möglich, denn sie kommen nur in relativ kleinen Zuchtboxen so weit zur Ruhe, dass sie in Brutstimmung kommen. |
Ein hervorragender Nistkasten für Langflügelpapageien: |
Das Thema Nistkästen für Papageien ist genau so vielfältig wie es
Papageienarten, Papageienpaare und Papageienzüchter gibt.
Deshalb gibt es auch so viele Empfehlungen, Meinungen und Modelle. Bei der Haltung von afrikanischen Langflügelpapageien ist aufgefallen, dass es keine besonderen Vorlieben für einerseits Nisthöhlen aus Naturholzstämmen oder Nistkästen aus Brettern gibt. Wichtig erscheint lediglich die Tatsache, dass mit dem Einsetzen des Bruttriebes den Vögeln die Möglichkeit des Nagens an oder in der Nistmöglichkeit gegeben wird. Nistkästen aus Kiefernholzbrettern wurden zum Beispiel von Senegalpapageien und auch anderen Langflügelpapageien übel zugerichtet und schließlich unbrauchbar, weil die Löcher, durch die Licht eindringen konnte, zu groß wurden und das natürliche Schutzbedürfnis und die gewünschte Dunkelheit nicht mehr gegeben waren. Das Einbringen eines neuen Nistkastens ist dann eine gravierende Störung, die einen vorhandenen Bruttrieb erst einmal unterbricht oder beendet. Armierungen mit Drahtgeflecht um den Nistkasten herum half nur wenig, da die Vögel nun von innen versuchten, den Boden und die Seitenwände zu durchnagen. Dicke Kiefernholzplatten und handelsübliche Nistmulden aus Brettern waren letztlich auch kein Hindernis. Nur ein Blech zwischen Nistmulde und Bodenplatte konnte ein Durchnagen verhindern, war letztlich aber auch keine Lösung, weil die Eier später auf dem Blech lagen. Nistmulden aus hart gepresstem Sägemehl waren schließlich die Lösung, weil sie von den Schnäbeln kaum angegriffen werden können. Naturstämme werden gerne von außen benagt, bis die Rinde um das Einschlupfloch weg ist. Dieses Nagebedürfnis, das ganz wichtig ist, kann vom Zernagen des Nistkastens abgelenkt werden, indem in den Nistkasten dicke Aststücke von Obstbäumen eingebracht werden. Dieses Obstholz werden die Vögel sofort versuchen zu zerkleinern. Dabei muss beachtet werden, dass rechtzeitig zur Eiablage alles zernagt ist, damit die Eier nicht rechts und links vom verbliebenen Aststücken liegen und dadurch nicht gleichmäßig bebrütet werden. Oder man nimmt das verbleibende Holzstück heraus, wenn das Nagen nachlässt und schließlich eingestellt wird. Das Einbringen von Obstholzstücken hat sich bewährt und lenkt von der Zerstörung des Nistkastens ab, der nicht mehr genutzt würde, wenn er durch zu viele und zu große Löcher keinen Schutz mehr bieten würde. Am besten sind Nistkästen aus 10 mm starkem Kiefernsperrholz (nicht Balsa-Sperrholz) für Langflügelpapageien geeignet. Aus welchen Gründen auch immer werden sie nur selten benagt und zerstört. Um das natürliche Nagebedürfnis der Papageien zu befriedigen und den Bruttrieb "anzuheizen", müssen auch hier Obstbaumastabschnitte in die Bruthöhle eingebracht werden. Zu den Maßen einer Nisthöhle oder eines Nistkastens bzw. der Bodenfläche, auf der die Eier abgelegt werden, werden viele Gedanken und Meinungen geäußert. Einige Züchter glauben, dass eine enge Bruthöhle den größeren Schutz und damit die größere Ruhe für den weiblichen Vogel bietet, die beste Lösung sei. Andere Erfahrungen zeigen, dass die Entwicklung der Küken besser in einem geräumigen Kasten verläuft, wenn alle Küken gut und gleichmäßig gefüttert werden und die Erstgeborenen nicht die Nesthäkchen "unterbuttern". Aber auch hier gilt ganz sicher, dass jeder Züchter mit seinem speziellen Zuchtpaar eine individuelle Lösung finden muss und finden wird. Hier soll nun ein Nistkasten vorgestellt werden, der sich hervorragend bewährt hat, nachdem in vielen vorhergehenden Jahren die unterschiedlichsten Nisthöhlen und Nistkästen angeboten und ausprobiert wurden. Der Nistkasten hat die Form eines auf den Kopf gestellte "L"s mit einer Schlupflochbohrung von 6,5 cm Durchmesser. Die Nistkastenmaße lassen sich natürlich variieren, wobei die Höhe von den einzelnen Brutpaaren unterschiedlich akzeptiert wird. Manchen Vögeln ist eine zu tiefe Eiablage in einem Kasten eher unangenehm, andere bevorzugen das. Der hier besprochene Nistkasten hat eine Variante im Bauplan, die bei dieser Art von Nistkästen im Handel bisher noch nicht zu sehen war. Die Breite dieses Nistkastens ist 18 cm. Üblicherweise ist in solchen Nistkästen eine Abstiegshilfe angebracht, damit die Elternvögel nicht auf die Eier springen, sondern behutsam an einem Drahtgeflecht herunterklettern. Der Nistkasten hat in seinem oberen Innenteil, wo es hinunter zur Bruthöhle geht, noch eine Reduzierung des Durchschlupfes von 18 auf ca. 9 cm. Das Reduzierungs-Brettchen ist so angebracht, dass es innen an der Seitenfläche festgemacht ist, an der sich auch das Einschlupfloch befindet. Dieses Brettchen erfüllt dabei 2 Funktionen. Einmal die räumliche Einengung des Abstieges in die Brutkammer, andererseits die Reduzierung des Lichteinfalls. Es hat sich gezeigt, dass die weiblichen Vögel während des Brutgeschäftes ruhiger sitzen, wenn der männliche Vogel wie ein Wächter in dem oberen Teil des Nistkastens stundenlang sitzt und seine Partnerin beschützt und an der Unterbrechung des Brutgeschäftes hindert. Er ist also mit im Nistkasten (was häufig generell zu beobachten ist und längst bekannt ist), ohne direkt neben ihr sitzen zu müssen. Seine Unruhe (wie z.B. beschützen, bewachen, kontrollieren, bei Störungen schimpfen, Futter holen u.a.) überträgt sich nicht direkt auf den brütenden Vogel, der deshalb auch fester sitzt. Diese neue Variante eines bisher schon bekannten Nistkastenmodells kann den Durchbruch bedeuten und Paare zur Zucht schreiten lassen, von denen es nicht mehr erwartet wurde. Dieser Nistkasten bietet sehr viele Vorteile für die Papageien und den Züchter, was vielleicht erst richtig bemerkt wird, wenn er voll im Einsatz ist. Jederzeit kann der Nistkasten - besonders dann, wenn er außen an der Zuchtbox hängt - zur Kontrolle geöffnet werden. Dabei lässt sich ohne viel Stress für die Elternvögel der Legetag, der Schlupftag, der Zustand der gerade geschlüpften Küken und die weitere Entwicklung sehr gut beobachten und überwachen. Um die Elternvögel dabei nicht zu erschrecken, was Aggressionen in Form von Schnabelhieben gegenüber ihren Küken auslösen könnte, klopft man vorher vorsichtig an den Nistkasten. Die Gewohnheit eines solchen Verhaltens bewahrt die Elternvögel vor Panikreaktionen. Eine mehrmals wöchentlich durchgeführte Kontrolle gewöhnt die Küken an den Anblick von Menschen, und wenn sie die Augen offen haben und beringt wurden, können sie auch jedes Mal angefasst werden, damit sie ihre angeborene Scheu vor Menschen verlieren. Das macht sie schon früh ruhig und stressfrei für ihr späteres Leben. Nistkästen können das ganze Jahr über am Käfig oder der Zuchtbox angebracht sein. Sie werden häufig von weniger zutraulichen Papageien als Fluchtburg genutzt, in die sie jederzeit verschwinden können und die ihnen Sicherheit gibt. Meine Zuchthenne zum Beispiel kann meinen Anblick selbst nach heute 13 Jahren immer noch nicht ertragen, obwohl das dazugehörende Zuchtmännchen keinerlei Angst vor mir hat und sein Weibchen aggressiv verteidigt. Sie traut mir und ihm nicht, so dass sie sich lieber ganz der Situation durch Flucht in den Nistkasten entzieht. Meine Zuchtpaare sind, wie an anderer Stelle schon gesagt, im Sommerhalbjahr ab Mitte Mai nach den Eisheiligen in Draht-Hängevolieren im Garten. Dort gibt es nur Schutz gegen Regen und eine windgeschützte Ecke, aber keinen Nistkasten. So ist der Anreiz, Anfang Oktober zur Brut zu schreiten schnell vorhanden, wenn sie sich in den Zuchtboxen mit den angehängten Nistkästen wiederfinden. Manche beziehen innerhalb weniger Minuten - aber ganz sicher bereits am ersten Tag - ihren Nistkasten und balzen die Eingangsöffnung an. |
Nistmaterial: |
Als Nistmaterial kommen verschiedene Dinge in Frage, wie zum Beispiel grobes Buchenholzgranulat oder gehäckseltes Hanfstreu. Dieser Einstreu wird mehrere Zentimeter dick in die Nistbox eingebracht und dann erneuert, wenn es den Elternvögel gelungen ist, einen Teil davon hinauszuwerfen. Die Küken sollten später auf einer dicken Schicht Einstreu sitzen, die eventuell auch besser wärmt, auf jeden Fall aber die im Lauf der vielen Wochen produzierten Ausscheidungen aufnimmt. Die Konstruktion des vorher beschriebenen Nistkastens macht es einfach möglich, unkompliziert die Schublade mit den Küken kurz einmal herauszunehmen und den Einstreu komplett zu erneuern. Das ist während der Nestlingszeit mehrmals notwendig, um später saubere und gesunde Vögel zu haben. |
Optimale Lichtverhältnisse für Papageien: |
Neben den unbestritten wichtigen Themen einer optimalen Partnerwahl und
einer vielseitigen und umfassenden Ernährung wird das Thema Licht bei der
Papageienhaltung vielfach vernachlässigt. Obwohl wir Menschen sehr genau planen, welche Art von Licht, welche Art von Lampe und welche Art von Beleuchtung wir in unseren Büros, in der Küche, im Wohnzimmer oder sonst wo haben wollen, vernachlässigen wir meist total die Lichtbedürfnisse unserer Heimtiere und Heimvögel im Jahresablauf. Senegalpapageien leben in Savannen unterschiedlicher Ausprägung und in Galeriewäldern an den großen Flüssen in West-Afrika. Sie leben also eher in einer offenen Landschaft mit Baumbestand und Büschen, wo Schatten und direktes Sonnenlicht eine gleichwertige Rolle spielen. Auch die anderen Arten der Langflügelpapageien sind eher in den offenen Landschaften Afrikas anzutreffen als im tropischen Regenwald unterhalb der Baumkronen. Langflügelpapageien lieben den Wechsel von Licht und Schatten, was man gut während der Wintermonate beobachten kann, wenn die Wintersonne bei einer Hochdruck-Wetterlage schräg ins Zimmer scheint. Dann versuchen sie, selbst im kleinsten Wassernapf zu baden, sitzen anschließend in der Sonne und säubern und sortieren ihr Gefieder. Wer nur einen schlechten Standplatz bezüglich Licht für den Papageienkäfig hat, sollte seinen Papageien eine spezielle Beleuchtung mit Leuchtstoffröhren installieren, die dem Tageslicht sehr nahe kommen. Mittlerweile ist auf diesem Spezialgebiet ein gutes Angebot vorhanden, so dass man seinen Papageien hiermit viel Lebensqualität bieten kann. Zu den Tageslicht-Leuchtstoffröhren kann auch eine Ultra-Vitalux Lampe von Osram installiert werden, um vielleicht 2- oder 3-mal am Tag für 10 Minuten wie eine Lichtdusche verstärkt UV-Strahlen anzubieten. Ganz wichtig ist solch eine Installation, wenn unter schlechten Lichtbedingungen gezüchtet werden soll. Im Sommer sollte die Möglichkeit eines Balkons genutzt werden, oder wann immer möglich sollten die Fenster offen stehen, wobei Durchzug natürlich vermieden werden muss. Die Sonne ist für die Papageien genauso wichtig wie für uns Menschen. Aber genau so, wie die Sonne uns schaden kann, so kann sie auch für Papageien unerträglich werden. Deshalb darf ein Papagei nie voll in der Sonne sitzen müssen. Er muss jederzeit die Möglichkeit haben, sich auf ein schattiges Plätzchen im Käfig zurückziehen zu können. Ein Tuch über dem Käfig, das Schatten spendet, reicht schon aus. Das Sonnenlicht mit seinen UV-Bestandteilen spielt auch eine große Rolle bei der Vitamin-D3-Synthese, die für die Knochenbildung, für den Schnabel und die Krallen der Papageien verantwortlich ist. Rachitis wird vermieden, und es hat einen positiven Einfluss auf die Schalendicke und Festigkeit der Eier in der Zucht. |